Der unsichtbare Ort der Produktion
Dieses Projekt wendet sich den Orten der Produktion von Kunst zu, die sich meist nur noch indirekt in einer fertigen Arbeit zeigen. Wir werden die Mikromechaniken der Einflüsse und Entscheidungen, die eine künstlerische Praxis lenken, untersuchen, um die Reflexion hierüber für die eigene Praxis zu nutzen.
Neben der je persönlichen Motivation, sind es z.B. auch das gewählte Material und die Technik, die Entscheidungen im Prozess des Kunstmachens nach sich ziehen. Läuft man z.B. mit dem Finger über die Kante einer Filmrolle, spürt man den Filmschnitt an der Klebestelle, bevor man den Schnitt auf dem Monitor sieht. Anders im Videoschnitt, wo man anhand zweier Bilder einen ideellen Schnitt setzt. Was bedeutet diese andere Vorgehensweise für die Montage im Bewegtbild? In seinem Film Schnittstelle geht der Filmemacher Harun Farocki dieser Frage nach und fokussiert den Schnittplatz als Ausgangspunkt seiner Überlegungen über die Montage. Farockis Reflexion über sein eigenes Handeln wird so Grundlage für einen neuen Film.
Das Prinzip der Montage ist aber nicht nur ein filmspezifisches Prinzip. Montiert wird auch in der Bildhauerei, der Malerei und sogar in performativen Praktiken. Anhand der Montage von zwei Bedeutungen/Materialien/ Bildern stellen wir zwangsläufig eine dritte Bedeutung her.
Im Projekt werden wir unsere Orte der Produktion im Detail betrachten, um Themen und Motivationen des je eigenen Handelns herauszuarbeiten und diese weiterzuführen. Ein Ort der Produktion muss hierbei nicht notwendigerweise das Atelier sein. Künstlerisches Handeln kann auch an Orten entstehen, wo wir es nicht vermutet hätten.
Mit Sandra Schäfer und Lena Ziese.
Der unwissende Lehrmeister
Die Schriften des französischen Philosophen Jacques Rancière werden schon seit Jahren breit und intensiv im kunstwissenschaftlichen Diskurs rezipiert und diskutiert. Eine ähnlich starke Rezeption im deutschen erziehungswissenschaftlichen Diskurs lässt noch auf sich warten. Seit 2007 liegt nun ein bemerkenswertes Buch zu Fragen des Lehrens und dem pädagogischen Verhältnis in deutscher Übersetzung vor: die Rede ist von Der unwissende Lehrmeister. Fünf Lektionen über die intellektuelle Emanzipation. Darin reflektiert Rancière in Bezug auf Joseph Jacotot, einem Pädagogen des frühen 19. Jahrhunderts, sowohl das Verhältnis zwischen Lehrer und Schülern als auch deren asymmetrisches Verhältnis zum Wissen. Darüberhinaus entwirft er eine radikale Neukonzeption des pädagogischen Verhältnisses auf der Basis der Gleichheit. Dieses Buch ist Gegenstand unseres Lektürekurses. Wir versprechen uns von der gemeinsamen Lektüre und kritischen Diskussion Anregungen für ein Praxisprojekt, das in den kommenden Semestern folgen soll. In diesem wird es darum gehen, Formen des Wissens und des Lernens sichtbar zu machen, die in der Regel wenig Aufmerksamkeit erfahren.
Mit Manuel Zahn und Lena Ziese.
Was ist das, was wir unsere Arbeit nennen?
Der Workshop ist als Praxisworkshop angelegt, in dem die Erarbeitung von eigenen oder kollektiven Bild- und Textbeiträgen für die so entstehende Publikation Scriptings#35 im Zentrum stehen soll. Einen Abschluss findet das Seminar in einer öffentlichen Präsentation des Magazins.
Arbeitsmodul und Grundlage ist hierbei das Magazin Scriptings, dessen Ausgabe #35 mit Beiträgen der Studierenden während der Seminarzeit inhaltlich gestaltet, diskutiert und gedruckt wird. Die Publikation soll als öffentliches und die "eigene Arbeit" veröffentlichendes Format gedacht werden und grundsätzliche Fragen beim Umgang mit der eigenen künstlerischen Arbeit aufwerfen: Was ist das, was ich "meine Arbeit" nenne? Wie kann ich dies an andere, an ein Außen und in der Öffentlichkeit vermitteln? Welchen Umgang kann ich hier finden und inwieweit könnte dies ein neuer oder weiterer Aspekt des eigenen Machens und Denkens sein? Wie webt sich also das eigene künstlerische Format (z.B. Film, Installation, Performance oder Malerei/Zeichnung) in Formate wie Publikation, Portfolio und Buch hinein und wie dokumentiert sich so (m)ein Format im anderen? All diese Fragestellungen beziehen sich selbstverständlich auch auf kollektive und kollaborative Arbeitsweisen: Was wäre also "unserer Arbeit"?
Den verschiedenen Gegebenheiten oder Kontexte von "künstlerischer Arbeit" und "deren Veröffentlichung" und den daraus resultierenden Spiel-Möglichkeiten soll durch die gemeinsame praktische Herstellung einer Publikation nachgegangen werden. Die damit verbundenen praktischen Arbeiten, wie Bildherstellung, Layouten, Editierung sowie Verfahren des Druckens werden von allen Teilnehmer_innen des Seminars unter technischer Hilfestellung selbst durchgeführt. Die inhaltliche Diskussionen wird durch Bücher und Beispiel von Gruppen wie Group Material, Otolith Group oder Künster_innen wie Hans-Peter Feldmann, Stephen Willats oder Dora Garcia, aber auch einem Hamburg spezifischen Projekt, wie dem Textem-Verlag, gerahmt.
Mit Achim Lengerer.
Feste feiern
Feste und Feiern sind bedeutungsvoller Ausdruck menschlicher Kultur und menschlicher Beziehungen. In diesem Seminar geht es um die inhaltliche Auseinandersetzung mit Festkultur und darum, als Gruppe ein konkretes Fest zu entwickeln und mit unseren Gästen zu feiern.
Die Ausrichtung eines Festes unterscheidet sich von der spontanen Party dadurch, dass es als ein künstlerisch ästhetisches Ereignis geplant durchdacht und geformt werden muss. In diesem Projekt werden wir den Blick auf die gestaltbaren Momente, die mit der Ausrichtung eines Festes verbunden sind, richten.
Neben der eignen künstlerischen Arbeit, die Motivation für ein bestimmten Gestaltungswillen des Festes sein kann, werden wir uns mit kunsttheoretischen Texten zum Thema Festkultur befassen. KünstlerInnen wie Dash Snow, Mike Kelly, Katharina Fritsch und Judy Chicago können ebenso Untersuchungsgegenstand werden wie die legendären Feste des Bauhauses in den 1920er Jahren.
Mit Heike Bollig.