Messer wetzen, Gedanken schärfen

In diesem Seminar werden wir schnitzen und lesen. Erst die Hand-, dann die Kopfarbeit. Wir werden der Frage, ob sich diese beiden Formen von Arbeit tatsächlich trennen lassen–bzw. inwiefern sie sich bedingen und gegenseitig beeinflussen–mit Holz und Messer einerseits und der Lektüre von Richard Sennets Buch „Handwerk“ andererseits nachgehen.
Wir werden unseren Umgang mit Messer, Axt und Holz ganz genau betrachten, Griffe und Schnitztechniken beleuchten und ein Gefühl für sie entwickeln, die Eigenheiten des Holzes unter die Lupe nehmen und unser Werkzeug fachgerecht schärfen. Dabei beobachten wir die Fertigkeiten unserer Hände, um sie anschließend direkt im Kontext des Textes zu diskutieren und sie in anthropologischer, kulturhistorischer, soziologischer und künstlerischer Hinsicht zu betrachten. Zu guter Letzt werden wir nicht nur einen Haufen Holz verarbeitet und ein Buch gelesen, sondern auch einige Überlegungen zu den komplexen Wechselbeziehungen von Körper und Geist und unserer Fähigkeit zu lernen angestellt haben.
Literatur: Richard Sennett: Handwerk.
Mit Karen Winzer (Bildende Künstlerin), Leonie Schulz (Träslöjd –trä (wood), slöjd (craft)– und Studierende der HFBK) und Lena Ziese.

Agnes Martin: Egolessness als Wahrnehmungsmodus

Entlang der Schriften „Writings“ der Malerin Agnes Martin und „Agnes Martin – Transkulturelle Übersetzung“ der Kunsthistorikerin Mona Schieren werden wir uns mit der Wechselbeziehung von Martins Konzepten des Selbst, ihrer Praxis als Malerin und der Wirkung ihrer Bilder befassen. Martins Interpretation und Aneignung asianistischer Bildkulturen und Denkfiguren (Schieren) und ihre Konstruktion von „egolessness“ als Wahrnehmungsmodus werden anhand der Lektüre kritisch diskutiert.
Das Seminar beginnt jeweils mit einer einstündigen geführten Meditation in Bewegung (Yoga), die hilft, die eigene Wahrnehmung zu fokussieren. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, die Bereitschaft zur geistigen und körperlichen Aktivität, die u.U. auch schweißtreibend sein kann, jedoch schon. (Teilnahme in bequemer Kleidung).
Literatur: Agnes Martin: Writings, Mona Schieren: Agnes Martin–Transkulturelle Übersetzung
Mit Lena Ziese

Ideen, Skizzen und Modelle

Bereits bei der ersten Ideenfindung einer künstlerischen Arbeit spielen Fragen der Gestaltung eine zentrale Rolle. Farbe und Form, Größe, Proportion und Komposition, sowie das Material sind immer auch Bedeutungsträger. Im Modell lassen sich diese Parameter gut überprüfen, bevor eine 1:1 Umsetzung erfolgt. In einfachen Materialien, die sich durch schnelle Bearbeitung auszeichnen, können erste Ideen in der dritten Dimension kostengünstig visualisiert werden. Die Zeichnung bietet die Möglichkeit spontan und experimentell, konzentriert und konzeptionell auf Ideen und Eindrücke zu reagieren. Dieses Praxis Seminar bietet den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, für ihre Ideen eine Bandbreite an Skizzen und Modellen zu entwickeln. Des Weiteren werden Skizzen und Modelle in der Bildenden Kunst exemplarisch vorgestellt und diskutiert. Wer mitmachen will, sendet eine Mail an Jan Köchermann mit einer kurzen Antwort auf die Frage: „Was ist besser: Eine schlechte Idee gut umgesetzt oder eine gute Idee schlecht umgesetzt?“ Die ersten 14 Rückmelder sind dabei.
Mit Jan Köchermann, jankoechermann@yahoo.de

Abecedarium Bestiarium–Kollaborationen in performativen Praktiken

Für ihr Stück „Abecedarium Bestiarium“ (2013) hat die Choreografin Antonia Baehr ihre Freunde und Freundinnen eingeladen, kurze Texte oder Kompositionen für sie zu schreiben, die auf einem ABC ausgestorbener Tiere basieren: D steht für Dodo, einen flugunfähigen Vogel, S steht für die Stellersche Sehkuh und W für das Wondiwoi-Baumkänguru. Die vielfältige Auswahl an Tiermetaphern und die persönlichen Notationen bilden das choreografische Material für ihr Stück und reflektieren die Beziehungen zwischen Autor*in, ausgewählten Tieren und der Performerin Antonia Baehr. Die eigenwilligen und zugleich humorvollen Inszenierungen Baehrs sind stets auch ein Spiel mit Identitäten, Zuschreibungen und klassischen Repräsentationsstrukturen. Wiederkehrendes Merkmal in ihren künstlerischen Arbeiten ist die Kooperation und Kollaboration mit verschiedenen Künstler*innen und Partner*innen über alle künstlerischen Grenzziehungen hinweg. Ausgehend von Baehrs Arbeit „Abecedarium Bestiarium“ wollen wir uns in diesem Workshop mit Methoden und Strategien von künstlerischen Kollaborationen und von kollektiven Austausch-, Aneignungs- und Arbeitsprozessen beschäftigen. In praktischen, performativen Übungen und anhand von Video- und Textmaterial werden dabei Fragen nach Identität und Autorschaft sowie der Beziehung zwischen Publikum und Performer*in näher verfolgt.
Mit Anna Till & Cindy Denner

Von der vierten in die zweite Dimension

In mehreren Kurzworkshops werden grafische Übersetzungen von flüchtigen Handlungen in das Format eines Printmediums entwickelt. Die Verben NOTIEREN, ÜBERSETZEN und KOLLABORIEREN dienen hierbei als thematische Klammer.
In Zusammenarbeit mit der Grafikerin Anna Bertermann.
Wer Interesse an den Workshops hat, meldet sich bei Lena Ziese. Termine werden dann individuell abgesprochen.
Mit Matthias Meyer & Anna Bertermann